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Erster Kontakt: Das erste mal aufgefallen war mir Capoeira beim Sambafestival in Coburg. Dort waren zahlreiche Deutsche Capoeira Gruppen zu Gast, die immer wieder spontan und auch unter einander Rodas bilden und Capoeira zu "spielen" begannen. Schon damals faszinierte mich die leicht wirkenden und spielerischen Bewegungen der Capoeirista. Auch vom Rhythmus und Gesang der das ganze begleitete und sich auf die Umstehenden übertrug war ich begeistert.

Zum zweiten Mal begegneten mir dann Capoeira Gruppen in Brasilien. Im Ursprungsland hatte das ganze nocheinmal weit mehr Eindruck hinterlassen, als beim Festival in Deutschland. Natürlich trug dazu das ganz spezielle Flair auch bei, was eine Umgebung wie beispielsweise Rio de Janero mit sich bringt.
 
Meine Umsetzung: Im Herbst 2003 hatte ich dann endlich ein wenig Trainingslehrlauf, so dass ich mich dann an das Experiment Capoeira wagen konnte. Bei mir in Erlangen gab es glücklicherweise eine sehr gute Schule mit einem echten Brasilianer als Trainer, der ordentlich etwas auf dem Kasten hatte. Einziger Wehrmuthstropfen an der ganzen Sache war der etwas happige Preis. Als ermäßigten Studententarif zahlte ich immer noch 45 € jeden Monat. Aus diesem Grunde versuchte ich dann auch richtig häufig hinzugehen, damit sich das ganze auch halbwegs rentiert. So besuchte ich dann 2-3 mal jede Woche das Capoeira-Training.
Interessant war, da unser Lehrer ein echter Brasilianer war, dem das ganze Spektrum des Capoeira am Herzen lag, dass wir sowohl normale Techniken als auch Akrobatische Elemente aber auch genauso den Gesang und die Instrumente gelehrt bekamen.
 
Die Techniken: Zu meiner Überraschung haten tatsächlich alle Bewegungsformen und Techniken einen direkten Bezug zum Kampf. Die Diskussion über Realitätsnähe oder Effektivität fand ich schon immer lästig, also werde ich hier auch nicht näher darauf eingehen. Dennoch war die keineswegs willkürliche Verknüpfung verschiedenster Kampfelemente eine hochinteressante Trainingsaufgabe. Ich tat m ich gerade mit den "einfachen Technikteilen" leichter diese zu Erlernen, da ich durch meine Kampfsportvorgeschichte über eine bessere Koordination und Motorik für solche Dinge verfügte. Aber dann bei der Umsetzung zur Verknüpfung war es dann wieder nicht so leicht, wodurch ich aber motorisch und koordinativ einmal durch neue Reize gefordert wurde, was sich rückblickend positiv auf meine anderen Kampfsporttätigkeiten auswirkte,
Auch beinhaltete das Techniktraining eine häufige Wiederholungszahl vieler Techniken an der Grenze des Beweglichkeitsradius. Wodurch jedes Training gewissermaßen ein dynamisches Beweglichkeitstraining beinhaltete.Für mich, der niemals Spass an Beweglichkeitstraining hatte und immer etwas unbeweglicher war, war dies vielleicht die wertvollste Eigenheit meines Capoeira Trainings. Durch dieses quasi intergrierte Training verbesserte sich meine Beweglichkeit in dieser Zeit ungemein.
 
Akrobatische Elemente: Die didaktische Heranführung an die akrobatischen Elemente war ebenfalls sehr interessant. Ich habe leider nie ein Turntraining besucht, obwohl ich es mir zu diesem Zeitpunkt sehr gewünscht hätte. Dennoch gehe ich davon aus, dass sich die Heranführung an die Turnelemente im Capoeira und im Turntraining etwas unterscheiden. Dennoch schaffte ich es, körperlich eigentlich fit und mit etwas Mut, mich in kürzester Zeit auch an so schwierige Sachen wie Flic Flac heranzuwagen. Auch im Bereich Rad, Radwende, Kopf- und Handstand habe ich beachtliche fortschritte erzielt. Auch wenn uns unser Mestre immer wieder deutlich vor Augen führte, dass die Grenzen noch lange nicht erreicht sind.
 
Musik: Nun kommt der Bereich, in dem ich glaube ich annähernd keine Verbesserung erzielt habe. Ich komme aus einer absolut unmusikalischen Familie, und wenn ich singe hört es sich eher so an, als ob man mit einer Metallsäge irgendetwas sägt. Die portugiesichen Texte merken ging ja noch, aber das ganze dann halbwegs zu singen. Beinahe unmöglich gestaltete sich für mich die Aufgabe, dann zum Singen auch noch zu klatschen. Da die Capoeirista die die Roda bilden, die Spielenden durch Gesang und rhythmisches Klatschen begleiten ist es eigentlich wichtig auch das zu können. Ich hab es immer nun entweder zu einem halbwegs für mich pasables Singergebnis oder ein annähernd rhythmisches Klatschen gebracht.
 
Instrumente: Sehr interessant fand ich ebenfalls das in der Hand halten des typischen Capoeira-Instruments, der Berimbau. Aber zu mehr als es in der Hand zu halten bin ich denke ich niemals gekommen. Von spielen mag ich gar nicht sprechen. Und wenn dann hat eher das Instrument mit mir gespielt, als ich mit dem Instrumen. Stolz bin ich auf die paar Töne die ich im entlockte, aber bei weitem mehr Töne hat es gemacht als ich es wieder auf seinen Platz zurückstellte.
 
Fazit: Mir hat Capoeira nicht nut super viel Spaß gemacht, sondern es hat mir, was ich anfangs gar nicht erwartet hätte auch etws für meinen Wettkampfsport gebracht. Nach meinem Ausflug ins Capoeira konnte ich von deutlich höherer Beweglichkeit, und leicht erhöten motorischen und koordinativen Fähigkeiten profitieren, ohne dafür langweiliges Einzeltraining absolviert haben zu müssen. Diese Dingen eingebettet im Capoeira Training hatten rießigen Spass gemacht. Hätte die Woche zehn Tage und wäre es nicht so teuer, ich würde heute noch Capoeira machen.
Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ich in der Zukunft nicht wieder mal in meine Capoeira Hose schlüpfe um erneut zu spielen...