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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Capoeira

Capoeira


Capoeira ist eine brasilianische Kampfkunst . Ursprünglich praktizierten es die schwarzafrikanischen Sklaven , um unauffällig und im Versteckten für den Ernstfall zu trainieren. Tanz und Kampf können in afrikanischen Kulturen nur schwer voneinander getrennt werden, weshalb Capoeira nicht nur kämpferische Elemente enthält, sondern auch sehr viel Akrobatik und Spielerei.

Die Legende besagt, dass die Ausübung von den Sklaven deshalb als volkstümliche Tänze getarnt wurde, weil Kampftraining von den Sklavenhaltern verboten war. Damit wird die akrobatische Komponente erklärt. Allerdings spricht hier dagegen, dass den Sklaven auch kulturelle Ausdrucksformen verboten waren. Im brasilianischen Portugiesisch steht der Begriff "Capoeira" auch für Sekundärwaldflächen , die nach Brandrodungsnutzung zeitweise der Brache überlassen werden.

 

 

Geschichte


 

Belegt ist die Existenz der Capoeira nur bis ins 18. Jahrhundert . Die Literatur geht davon aus, dass sie in Brasilien aus einer Zusammenmischung verschiedenster afrikanischer Tänze und Kulte entstand. Auch in anderen Regionen, in welche afrikanische Sklaven verschleppt wurden, entstanden dem Capoeira ähnliche Kampfkünste, wie dem Maní auf Kuba .

Weitere Legenden ranken sich um die Kämpfe zwischen Sklaven und Sklavenhaltern in den Quilombos - so wird von den Quilombos gesagt, dass sich dort die Capoeira stark weiterentwickelte und dass die Sklaven sie auch im Kampf gegen die (mit Schusswaffen bewaffneten) Sklavenjäger eingesetzt hätten.

Die nächste Phase der Capoeira ist dann auch die erste, bei der sich die Experten einig sind. Allerdings ist die damalige Capoeira nicht mit der heutigen vergleichbar, sondern vielmehr als eine Art Straßenkampftechnik zu begreifen. Capoeiristas taten sich in Banden zusammen, auch Maltas genannt, und beherrschten so ganze Straßenviertel. Dabei kämpften sie gegen rivalisierende Maltas und die Obrigkeitskräfte. Diese Form der Capoeira war besonders in den Hafenstädten Rio de Janeiro , Recife und Salvador da Bahia verbreitet, die auch gemeinhin als die Brutstätten der Capoeira angesehen werden. Die Capoeira ist also eine urbane Erscheinung.

In der Kaiserzeit war die Capoeira zwar nicht explizit verboten, die Capoeiristas wurden dennoch verfolgt und beispielsweise wegen Störung der öffentlichen Ordnung verhaftet.

In der Republik (ab 1889 ) gab es schließlich einen Capoeira-Paragrafen, der die Ausübung der Capoeira mit Verbannung von sechs Monaten bis zwei Jahren bestrafte. Dies kam nicht zuletzt dadurch, weil die Capoeiristas als Monarchisten angesehen wurden, die aus Dankbarkeit für die Befreiung der Sklaven sich der Krone verpflichtet fühlten. Die Capoeira wurde in dieser Zeit stark in den Untergrund gedrängt und konnte nur noch in den oben genannten Hochburgen überleben.

Das Capoeira-Verbot wurde 1937 durch den nationalistischen Diktator Getúlio Vargas aufgehoben, der mit der Capoeira einen nationalen Sport etablieren wollte. Auf diese Idee kam er, nachdem er eine Vorführung von Mestre Bimba sah. Bimba wollte aus Elementen der Straßenkampftechnik Capoeira eine moderne Kampfkunst formen, welche er Luta Regional Baiana nannte.In dieser Form der Capoeira integrierte er Elemente des Batuque und asiatischer Kampfsportarten um die Effizienz dieser Kampfsportart zu erhöhen. Er unterrichtete sie (noch während des Verbots) an seiner Academia in der bahianischen Hauptstadt Salvador da Bahia - das Verbot war der Hauptgrund dafür, weshalb seine Schule nicht Capoeira im Namen führte. Bimba ersann zum ersten Mal eine systematische Methode, Capoeira zu vermitteln, vorher wurden die Techniken durch Nachahmen erlernt. Auch heute noch wird die Capoeira hauptsächlich in zwei Formen aufgeteilt: Capoeira Regional und Capoeira Angola . Aktuell ist allerdings ein Trend des sich gegenseitigen Annäherns zu spüren. Dieser Trend wird vor allem durch Mestre Camisa und Mestre Joao Grande getragen und gerne als sog. Capoeira Contemporanea bezeichnet.

 

 

Die Roda


 

Traditionell läuft das Spiel in der so genannten Roda (portugiesisch für Kreis , sprich: hoda mit offenem "o") ab: Alle Teilnehmer stehen in einem Kreis, wobei sich an einer Stelle dieses Kreises die Musiker versammeln. Zentral sind dabei die Berimbau -Spieler, da der Berimbau den Rhythmus der Musik bestimmt. Von dort wird das Spiel begonnen. Dabei hocken sich zwei Capoeiristas (oder Capoeiras auf portugiesisch) vor die Instrumente, schauen sich kurz an, geben sich die Hand (clap),(manche berühren an dieser Stelle noch das Berimbau als Zeichen der Verehrung) und gehen in die Mitte der Roda, in der Regel mit einem Rad. Die Umstehenden klatschen den Rhythmus und singen den Refrain. Innerhalb des Kreises spielen die zwei Capoeiristas dann miteinander. Zwischen beiden wird kein Wettkampf ausgefochten, sondern sie führen eine Art von körperlichem Dialog aus, die Worte sind dabei die verschiedenen Offensiv- und Defensiv-Bewegungen. Auf jede Offensiv-Bewegung folgt eine Defensiv-Bewegung des anderen, aus einer Defensiv-Bewegung wird fließend eine Offensiv-Bewegung. Diese Sequenzen von wechselseitigen Bewegungen werden so zu Sätzen. Ob dabei eher die Kooperation oder die Konfrontation im Vordergrund steht, entscheiden die Spieler selbst. Dieses Gespräch kann je nach Können und Stimmung eher friedlicheren Charakter haben oder auch in einen Kampf münden. Am Ende steht kein Gewinner oder Verlierer fest, sondern die Capoeiristas entscheiden selbst, wann sie den Dialog beenden. Jeder der Umstehenden kann sich auch vorher in das Spiel einkaufen (aus dem portugiesischen comprar=kaufen). Dabei markiert man zuerst wachsam (die vorherigen Spieler tauschen immer noch Schläge aus) und doch bestimmt seine Absicht, das Spiel zu übernehmen (indem er einen ausgestreckten Arm zwischen die Spielenden hält, die Handfläche ist demjenigen zugewandt mitdem er von nunan "reden" möchte), und setzt dann mit diesem Spieler den Dialog fort.


Die Capoeira ist äußerst vielseitig, da sie Akrobatik , Kampfsport , Rhythmik , Reaktionsfähigkeit , Improvisation und Kreativität vereinigt. Der Spieler befindet sich in ständiger Bewegung: Zum einen, da der Grundschritt bereits ein Wiegeschritt ist (die Ginga ), zum anderen, weil es sehr viele tiefe Bewegungen in der Hocke, bzw. Akrobatik kopfüber (Rad, Kopfstand etc.) gibt. Dadurch und durch die Philosophie, allen Schlägen auszuweichen und nur im Notfall zu blocken, stellen sie dem anderen kein leicht zu treffendes Ziel dar.

 

 

Die Regeln des Spiels


 

Capoeira als Kampf-Tanz-Spiel basiert auf einem System ungeschriebener Regeln, das nur aufgrund der afrikanischen Tradition mündlicher Überlieferung von Generation zu Generation weitergereicht worden ist. Wie die Grundzüge dieses Regelwerkes einmal ausgesehen haben mögen, ist ungewiss und sicherlich ein schwieriges Thema für sich. Von Interesse ist, dass dem Anfänger normalerweise kein Textheft mit Regeln beigegeben wird, sondern diese Regeln im individuellen Kontext "erfahren" werden müssen. Insbesondere stellen sie vor dem Hintergrund der Malicia nur die groben Rahmenbedingungen sicher, die Regeln können zu bestimmten Momenten im Spiel gebrochen werden, manchmal ist dies sogar notwendig, um besondere Subroutinen wie die Chamada beginnen zu können.

Nach John Lowell Lewis' Arbeiten gibt es eine tabellarische Übersicht der wichtigsten Regeln des Spiels. Diese ist in "normative" und "pragmatische" Regeln aufgegliedert. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Regeln in der Capoeira sehr schwammig und abhängig von den Mitspielern sind. Sie sind deswegen eher als eine Möglichkeit anzusehen, die variiert werden kann. In manchen Schulen wird als einzige Regel "es gibt keine Regel" unterrichtet. Dennoch sind gewisse Gewohnheiten und Abläufe auch dort zu finden.

 

 

Musik


Ein sehr wichtiger Aspekt ist der Rhythmus , auch Toque genannt, der mit den traditionellen Instrumenten Berimbau , Atabaque und Pandeiro erzeugt wird. Der Rhythmus bestimmt die Art des Capoeira-Spiels. Viele Rhythmen werden in der Roda verwendet, die wichtigsten sind:

 

  1. Angola : dieser Toque ist in einem Zuge mit der Stilrichtung "Angola" zu nennen. Er zeichnet sich durch ein langsameres Tempo und größere Musikalität aus. Es ist das älteste Capoeiraspiel. Das Spiel wirkt sehr theatralisch und spielt sich eher auf dem Boden ab. Taktische Finesse und kurze, heftige Rhythmuswechsel mit starken Tritten sind charakteristisch. Nur bei diesem Toque wird eine Chamada als Spiel-im-Spiel Einlage eingesetzt. Angola ist trotz seines langsamen Tempos das gefährlichste Spiel.(aufgrund der rafinierten Täuschungen und schnellen Würfen )
    Beim Angola-Toque wird nicht geklatscht.
  2. Sao Bento Grande de Angola : Dieser kann sowohl langsam als auch schnell gespielt werden, das Spiel ist verspielt bis kämpferisch, akrobatische Einlagen sind erwünscht, aber nicht Pflicht.
  3. Benguela : Etwas schneller als Angola. Das Spiel ist flüssiger und erlaubt auch Akrobatik, allerdings keine Luftakrobatik. Es bleibt trotzdem ein Spiel am Boden, wenig Rasteiras und wenig direkte Tritte, die auf den Gegner abzielen.
  4. Sao Bento Grande de Bimba : Schneller, kraftvoller Toque . Das Spiel ist schnell und athletisch. Alle Arten von Tritten und Akrobatik sind erlaubt.
  5. Iuna : Iuna ist eine Vogelart und der gleichnamige Toque bezeichnet ein Spiel, an dem nur graduierte Capoeiristas teilnehmen dürfen. Es ist sehr akrobatisch, nicht kämpferisch und besitzt als Charakteristikum die so genannten "cintura desprezada"-Bewegungen - eine Innovation die auf Mestre Bimba zurückgeht. Als weitere Variante kann der Iuna-Toque zum Gedenken an verstorbene Capoeiristas gespielt werden.
    Im Gegensatz zu den vorgenannten Toques wird beim Iuna nicht gesungen.
  6. Sao Bento Pequeno : Dies ist eine reduzierte Version des Sao Bento Grande. Das Spiel hierzu ist freundlich, ohne gerade Tritte und Rasteiras und mit einem besonderen Augenmerk auf flüssige und runde Spielweise.

 

 

Daneben gibt es noch eine Vielzahl von Toques , die aber nur zu bestimmten Anlässen gespielt werden. Fundamental für die Capoeira sind neben den Instrumenten die Lieder. Jeder der drei genannten Toques verlangt nach einem Typ von Gesang : Ein Angolaspiel wird mit langen getragenen Lieder, mit langen Strophen , die oftmals eine ganze Geschichte erzählen, begonnen. Diese werden Ladainhas genannt. Bei der Benguela werden auch Lieder mit langen Strophen gesungen, die aber kürzer als Ladainhas sind (sogenannte Quadras). Beim Sao Bento Grande sind es kurze Stücke, wo sich der Vorsänger mit den Roda-Umstehenden im schnellen Tempo abwechselt (sogenannte Corridos). Die Lieder werden in Portugiesisch gesungen.

 

Schlußbetrachtung


Inzwischen ist Capoeira weltweit verbreitet. Es gibt verschiedene Schulen, die sich stark in Trainingsmethoden, Schwerpunkt und Stil unterscheiden. Dabei unterscheidet man zwischen Angola - oder Regional -Schulen - Capoeira Regional wird nach den Methoden von Mestre Bimba vermittelt, Capoeira Angola beruft sich vor Allem auf Mestre Pastinha und stellt traditionellere Bewegungen in den Vordergrund. Während in Regional durchaus auch Angola vermittelt wird, ist dies umgekehrt meistens nicht der Fall. Daneben setzt sich auch eine Art dritter Weg durch, diese Richtung wird als Capoeira Contemporânea bezeichnet; wobei man sagen muss, dass das eher ein Sammelbegriff für viele verschiedene Stile und Richtungen der zeitgenössischen Capoeira ist (wie zum Beispiel Miudinho von der Gruppe Cordao de Ouro ). Eine weitere Entwicklung ist das Austragen von Wettkämpfen , wie in anderen Kampfkünsten. Im Gegensatz zu denen zählt dabei aber nicht das Werten von Treffern oder Knockouts , sondern das Umsetzen des oben angesprochenen Dialogs. Dies macht jedoch eine objektive Beurteilung schwierig.

 
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Capoeira